Dezember 5, 2021

Wolle und UFOs

Von katrin101

Ich habe schon vor einiger Zeit einen Blog-Eintrag von Yarn Harlot gelesen. Sie hat ihre UFOs aufgelistet, die einfach nicht fertig werden. Ich habe hier auch mehr als ein paar davon hier herumliegen.

Zwischenzeitlich habe ich dann aber 2 Mützen neu angefangen und auch abgeschlossen und schon wieder einen neues Tuch angeschlagen. Dabei sollt eich endlich mal was von den fast fertigen Großprojekten fertig kriegen, was mir nur ein schlechtes Gewissen macht. Warum kriege ich die Teile auf den letzten Metern nicht ins Ziel? Vielleicht unterschiedliche Antworten oder immer die Gleiche? Ich werde es an Ende dieses Eintrages vielleicht sehen.

Jetzt denke ich, dass es oft die Angst ist, dass das Teil dann nach all der Arbeit doch nicht so geworden ist, wie ich es mir vorgestellt und erträumt habe. Oder das es zwar gut geworden ist, aber nicht passt oder nicht zu mir passt. Bei Tüchern, Schals oder Mützen ist das nicht so schwierig, aber mein Problem liegt bei Pullovern.

Hier mein erster Fall:

Liegt schon SEHR lange…

Der rote Pullover aus Lana Grosso Garzato Fleece. In diesem Zustand mit nur noch fehlendem Halsabschluss und Kragen liegt er hier bestimmt schon 3 Jahre (!!!) rum. Von unten nach oben gestrickt, dann die Ärmel beide(!) gestrickt, das ganze verbunden und die Passe hochgestrickt.

Was fehlt: hier hinten und vorne definieren, d.h. hinten mit verkürzten Reihen etwas höher stricken und noch etwas abnehmen beim höher stricken und den Kragen fertig machen.

Was das Problem ist:

Ich habe noch nie verkürztet Reihen gestrickt. Ich fürchte mich davor. In der Zwischenzeit habe ich mir eine Mega-Strick-Kompendium gekauft, dort und an ca. 20 anderen Stellen alles zu verkürzten Reihen gelesen und dazu noch x Videos dazu angesehen. Ich fürchte mich immer noch. Die Wolle hat gestickt nicht nur eine verfilzte Optik, sie verhällt sich auch so, wenn wieder was aufgemacht werden soll. Es soll beim ersten Mal klappen. Senkt den Stress-Level nicht.

Größtes Problem ist aber: ich weiß gar nicht so genau, wie der Halsabschluss bzw Kragen denn jetzt werden soll. Momentan tendiere ich zu einem ca 5cm hohen Stehkragen, nicht zu eng und nicht zu weit, der nach innen umgeschlagen ist. Da das noch sehr vage ist, liegt das Teil hier immer noch rum. Und ich bin mir nicht sicher ob ich überhaupt noch reinpassen werde. Ich habe ja doch zugenommen, der Pullover aber eher nicht…

Hier ist mein zweiter Fall:

Sommerpullover mit Fallmaschenmuster.

der Sommerpullover aus recyceltem Baumwollgarn in dunkelpflaume. Wolle und Vorlage für den Pullover sind von soulwool. Und nein, ich werde hier nicht für Werbung bezahlt.

Was fehlt:

Es fehlen nur noch die angestrickten Rollrand-Bündchen für die Ärmel und den Halsausschnitt. Das fehlende Knäuel dafür ist schon bestellt und angekommen.

Was das Problem ist:

Tja, Sommerpullover und es ist Anfang Dezember. Die Motivation, den kurzärmeligen Pullover anzuziehen ist schon mal raus. Und dann tut ich mich schwer mit dem Maschen aus einem Strickstück aufnehmen. Habe ich noch nicht oft gemacht und dann meist nur so halbgut hingekriegt. Meist waren es zu viele Maschen (ausgeleiertet Optik), ungleichmäßig aufgenommene Maschen (beulige Optik) oder falsch herum aufgenommen Maschen (löcherige Optik). Ich fürchte mich wieder vor Misserfolgen… Ausserdem ist die Farbe sehr dunkel: im Winter abends sehe ich da wirklich nix.

Und hier der dritte Fall:

Sieht schon ziemlich fertig aus.

Der gelbe Carbeth Cardigan.

Was fehlt:

Gar nicht mehr viel, wenn ich mir das Foto so ansehe. Der Kragen muss nach innen umgeschlagen werden und mit den aufgenommen Maschen im Nacken zusammen gestrickt werden. Dann noch das vordere Band rechts und links aus der Vorderseite aufnehmen (bei einer Seite sogar schon erledigt) und im 2×2 Rippenmuster stricken und mit I-Cord und I-Cord Knopflöchern abschließen. Unter den Ärmeln zunähen, Fäden vernähen, blocken und anziehen.

Was das Problem ist:

Es ist wirklich nicht viel. Weniger als die letzten 5%. Und meine Hürden sind geradezu lächerlich. Ich verzähle mich dauernd bei den zusammenzustrickenden Maschen. Und dann wurde es Sommer/zu warm und ich habe die Jacke weggelegt. Aber jetzt ist Winter und ich könnte sie gut anziehen. Sehr gut sogar in meinem frösteligen Nordseitenbüro (Platz direkt am Fenster macht es beim Durchlüften alle Stunde auch nicht kusscheliger). Ausserdem bin ich mir wegen der Knöpfe nicht sicher. Will ich nicht lieber einen Reißverschluss? Wieder eine Entscheidungsproblem.

Wie geht es weiter?

Ich kann mich bei vielen Projekten nicht entscheiden, wie es weitergehen soll. Und die Bedenken, dass es zwar fertig, aber nicht so toll wird. Und dann neue Techniken, die ich noch nicht oder nicht gut kann.

Seufz.

Aber ich habe bei all diesen Projekten schon eine Menge gemacht, dass ich vorher nicht konnte. Und ich will endlich Platz in meinen „Work in progress“-Körben! Und vor allem will ich was warmes anziehen. Ich muss einfach Prioritäten setzten. Und eine deadline öffentlich machen. Vielleicht hilft das ja.

Ausserdem will ich was gelbes. Ich werde den Carbeth Cardigan als nächstes in Angriff nehmen. Diese Woche gehe ich an den Kragen. Und dann entscheide ich mich wegen Knöpfen oder Reißverschluss. Diese Jahr soll es noch was werden. Versprochen! Damit ich bei meinen Holzschnitten weitermachen darf…

Erste Drucke. Zweifarbig!