Vor der Wahl
Mann ist das anstrengend. Dieses mal bin ich ziemlich intensiv in den Wahlkampf eingetaucht. Und das erste Mal auch öffentlich. An so einem Wahlkampfstand zu stehen ist ein bisschen wie ein Coming out. Ich steh hier für diese Partei und damit bin ich dann wirklich auch gleich für alles verantwortlich. Dabei habe ich gar keine Verantwortung, nur eine Meinung. Ich muß Rede und Antwort stehen und Antworten haben und vor allem zuhören können. Und ganz schnell ist nix mehr privat.
Aber es bewegt auch viel in mir. Ich führe die Gespräche ja. Und ich erinnere mich an viele Gesichter und viele Sätze und viele Möglichkeiten miteinander umzugehen. Ich habe nicht mehr so viel Angst mich sichtbar draußen hinzustellen mit sowas persöhnlichem, wie einer politischen Meinung. Ich muß aber noch an meiner Wut-wieder-loswerden-Strategie arbeiten. „Ihr solltet euch was schähmen!“ und dann schnell die Flucht ergreifen bei der Nachfrage „Warum?“ lässt mich eher ratlos zurück. Auch die Aussage, dass man in Bayern die Grünen ja nicht wählen könne, finde ich jetzt nicht ganz so einleuchtend.
Aber die 96jährige Dame die von ihrer Arbeit in der Gewerkschaftkantine in Bonn erzählte, das lange Gespräch mit einer Transsexuellen zu dem früheren Umgang der Grünen mit sexualisierter Gewalt, der Mann im Anzug, der mich am Stand angeschriehen hat und mir erzählen wollten, was ich als Frau auch wie sehen müsse und alle diejenigen, die sich die Zeit genommen haben, mir zu erklären, warum sie die Grünen nicht mehr wählen: ich werde mich an alle erinnern. Ich bin dankbar für viele dieser Gespräche und wütend über manche. Das waren aber nicht so sehr die Gespräche als mehr die Monologe ohne den Wunsch nach Austausch. Über die Gespräche denke ich immer noch nach, stelle für mich Positionen in Frage und werde mir auch sicherer in meinem Empfinden.
Morgen noch mal. Dann brauche ich eine Pause. Ich will nicht dauernd ganz so öffentlich sein. Wobei die Haupterkenntnis eine ganz altbekannte ist: wenn ich mich öffne, tut das meist auch die Person gegenüber. Oft mit ganz erstaunlichen Ergebnissen. Wenn die andere Person sich nicht öffnet, fühlt sich das sehr nackich an. Aber so what: mach dein Ding, steh dazu, heul nicht rum wenn andere lachen…
Aber erst mal will ich nun ein, nein zwei neue Shirts. Motto: I am on the side with love…
Und eins in grün mit Palmen auch in grün. Ist auch irgendwie so ein Statement-Ding mit 70er-Tapete-Einschlag. Vielleicht schon übermorgen fertig. Und bis dahin überlege ich noch mal ob ich meine letzten Nähergebnisse poste. Ich bin zwar sehr zufrieden damit, ich habe noch dem 7. Modell auch die Verarbeitung und Passform gut optimiert. Aber es sind halt Unterhosen, Schlüpper, Unnerbuxen. Das ist dann vieleicht auch etwas zu persöhnlich/nah dran.
Für diejenigen, die was gutes über den Wahlkampf lesen möchten kann ich nur das hier empfehlen: Arbergen!
Gut das wir sie haben, sie nervt und immer gewinnen die Falschen und nur Typen und alles geht viel zu langsam. Aber: das ist Demokratie, langweilig wird sie nie. Bitte geht eine demokratische Partei wählen. Please.