Juli 16, 2022

Lesen hilft

Von katrin101

Mir hilft lesen auf jeden Fall, um langsam wieder in Gang zu kommen.

Buchliste, 3 von 5 super.

Die Bücher habe ich schon vor einer ganzen Weile gelesen. Aber auch wenn schon wieder 2 (mittlerweile eigentlich mindestens 3) weitere gelesene Stapel hier liegen, fange ich jetzt erst mal mit schon länger ausgelesenen Bücher an.

Little Book of Dior von Karen Homer. Das habe ich mir von einem Buchgutschein gekauft. Zu meinem 50. Geburtstag war ich mit meiner Familie in Riga und dort im Fashion Museum. Und da war dann gerade eine Austellung zu Dior. Natürlich kannte ich die Fotos vom New Look von Dior. Aber diese Modelle mal richtig von nahem zu sehen war noch mal ganz was anderes. Die Details und die Perfektion. Ich fand es sehr beeindruckend. Und wie klein die Modelle waren. Frauen mit Größe 46 und einer Länge von 168cm waren da keine Zielgruppe. Aber auch wenn Dior für die Rückkehr zur Hyperfemininisierung in den 50ern steht, kann ich mich doch nicht von einer Faszination frei machen. Ich mag aber tatsächlich eher die frühen Kollektionen habe ich bei der Lektüre festgestellt. Für mich war nicht so viel neues dabei, aber das Buch bleibt erst mal als Referenz bei mir.

Wenn das noch geht kann es nicht so schlimm sein von Benjamin Maack. Er hat im letzten Jahr im Vorprogramm von Bernd Begemann beim Kuhhirten-Open Air gelesen. Ich hatte Musik und keine Lesung erwartet. Und dann noch eine so persöhnliche, mit so präziser Spreche über Depression. Ich war wie erstarrt und habe Angst gehabt, jemanden anzusehen, weil es wie bei mir ist und doch auch gar nicht wie bei mir. Nicht so schlimm, denke ich. Ich habe mir das Buch später gekauft, direkt im Sommer war es noch zu akut. Ich konnte es nicht in einem Rutsch lesen, musste immer wieder Pausen für den Abstand machen.

Ein beindruckendes Buch. Ein Buch das so ganz andere Zustände wie bei mir beschreibt und wo ich mich trotzdem immer wieder in Momenten und Details wiedererkenne. Sehr gut für einen Eindruck, was es bedeuten muss mit schwerer Depression zu leben. Ich werde es behalten, bin mir aber nicht sicher, dass ich es demnächst noch mal lesen werde.

Blonde Roots von Bernhardine Evaristo. Ich weiss gar nicht mehr, wo ich es gekauft habe. Auf jeden Fall liegt es noch nicht lange bei mir. Die Idee den Sklavenhandel und das Leben als Sklaven im Haus, auf den Zuckerrohrplantagen und auf der Flucht mit umgekehrten Vorzeichen zu bescheiben scheint erst mal nicht so wahnsinnig innovativ. Hier sind es Afrikanische Sklavenschiffe, von denen aus die europäische Küste überfallen wird, um Europäer*innen zu rauben und dann mit dem Weiterverkauf in Afkrika oder den karibischen Kolonien reich zu werden.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht eines Mädchens erzählt das in England gefangen und dann nach Afrika weiter verschleppt wird. Immer wieder verkauft. Weitergereicht. Auf der Flucht. Plantagenarbeit. Ihre Stimme ist beindruckend und vielschichtig beim Erzählen. Die Art wir Evaristo schreibt ist vielschichtig und einfach beiendruckend. Sorry, dass mir keine anderes Wort einfällt.

Und ich habe bemerkt wie meine Bild im Kopf von meinen gelernten Bildern überdeckt wird. Wie fühlt sich das an: immer unter der Verfügungsgewalt von anderen zu stehen? Was macht es mit einer Person, Sklav*in zu sein? Und meinen eigenen Rassimus dabei zu finden, wenn es mir einfacher fällt mit einer entführten Europäerin mitzufühlen als mit einer Afrikanerin? Ich habe doch ziemlich viel hinterfragt bei der Lektüre. Brillant geschrieben, beeindruckende Bilder, die mir präsent bleiben werden. Ich bin froh, dass ich nach Mr. Loverman dieses hier als zweites Buch von Bernhardine Evaristo gelesen habe. Auch dies Buch musste ich zwischendrin beiseite legen, weil es mir zu nah ging. Das nächste Buch von ihr liegt schon bereit. Diese mal in Übersetzung. Mal sehen wie sich das so liest.

Swing, swing together von Peter Lovesey. Ein Buch aus dem Oxfam Shop. Untertitel: A Sergeant Cribb Mystery. Die Originalausgabe war von 1976. Und der Krimi spielt 1889. Es geht um eine Wasserleiche in der Themse, die dann vielleicht doch nicht durch Zufall ins Wasser gefallen ist. Ausserdem dabei: ein junger Constable und eine Internatsschülerin die unerlaubt nachts in der Themse gebadet hat. Alles sehr old fashioned. Leider auch das Frauenbild. Auch wenn es vielleicht ironisch und nostalgisch gemeint ist: alles in allem sehr britisch konservativ. Da sehe ich mir das nächste mal lieber zum 17. Mal Mörder Ahoi mit Miss Marpel an. Deutlich mehr Ironie. Geht in den Tauschbücherschrank.

Das Buch der fehlenden Wörter von Stefano Massini. Ein Geschenk von meiner Schwester. Vor allem erstmal ein schönes Buch: Leineneinband, geprägter Titel, schöne Schrift und klasse Illustrationen. Es werden Wörter von A bis Z erfunden, immer mit einer Geschichte, die eine ganz eigene Situation oder ein bestimmtes Gefühl beschreibt. Zum Beispiel die passionierte Radfahrerin, die Rennen fährt obwohl Frauen das doch gar nicht durften. Leider finde ich die Geschichte und damit die zugehörige Vokabel jetzt nicht wieder. Ich mochte es. Eine ganz eigene Athomosphäre haben diese Geschichten und sind Traum und Philosophie gleichzeitig. Das bleibt auf jeden Fall bei mir. Macht einfach Spaß am und beim Denken.

Das nächste mal vielleicht auch wieder genähtes. Ein schöner Blouson ist fertig geworden. Und ich habe wieder etwas mehr Energie.