Oktober 12, 2020

Hüh und Hot

Von katrin101

So geht es schon die ganze Zeit. Langsam bin ich müde. Nachdem ich im Frühjahr eine Kur genemigt bekommen habe, hatte ich mich sehr darauf gefreut. Endlich mal um die Krankheit kümmern, die nun schon mehr als mein halbes Leben habe. Zur Ruhe kommen und nicht immer nur Zähne zusammen und durch. Also habe ich Anfang des Jahres so richtig rangeklotzt, damit ich entspannt fahren kann. Sollte im März anfangen.

Die Absage wegen Lockdown habe ich dann am Tag vor der Abfahrt erhalten. Ich war ziemlich fertig, da richtig überarbeitet mit dem Ergebnis, dass ich danach dann wieder die Zähne zusammen gebissen habe. Und mich an das Leben im Lockdown, ohne Schule, mit homeoffice und allem dazugehörigen gewöhnen musste.

Im Sommer habe ich dann mal vorsichtig nachgefragt, wie es denn mit der Kur aussieht. Dann habe ich einen Termin für den 29.10. bekommen. Von da an wurden dann die Vorhersagen einer 2. Welle immer häufiger. Ich habe mich aber wieder gefreut. Einen neuen Bücherstapel bereit gelegt und die neu gekauften Turnschuhe wieder hingestellt.

Immer mit dem Manta im Kopf:“Rechne nicht wirklich damit“ damit die Enttäuschung nicht so groß wird. Und dann habe ich hier wieder angefangen, das Arbeitspensum noch ein bischen hoch zu schrauben. Um wieder alles vorzubereiten. Und vielleicht auch um die Kur wirklich zu „verdienen“. Weil dafür ein bischen Überlastet nicht reicht.

Und jetzt wohne ich in einem Risikogebiet, was bedeutet, dass nur dann zur Kur anreisen darf, wenn mein Wohnort 14 Tage vor Kurantritt kein Risikogebiet mehr ist (Info von Freitag) oder ich dann einen negativen Coronatest nicht älter als 48h mitbringe (Info vom Samstag). Nach Info von Montag gilt nicht das eine oder das andere, sondern beides. Also habe ich mich Freitag schon mal von der Kur verabschiedet, Samstag und Sonntag wieder gehofft und überlegt, wie ich einen Test machen kann, wenn die Kapazitäten überall schon voll ausgeschöpft sind. Dann heute wieder Ende der Hoffnung. Aber nicht ganz: ich muss bis Mittwoch warten und dann noch mal da anrufen und die aktuellen r-Werte für Bremen mitteilen. Ich glaube, das Ganze hin und Her macht mich am fertigsten.

Und dann esse ich Schokolade, weil ich nicht mal Energie zum Schmieren eines Brotes habe, was ja eher gegenläufig zum Kümmern um meinen Diabetes läuft. Also wieder Zähne zusammen und durchhalten.

Aber den nächsten, der mir erzählt wie gut ihm seine Kur getan hat, schreie ich glaube ich an. Oder ich mache irgendwas kaputt. Ich hasse jeden, der/die mir vom Urlaub erzählt.

Ich bin einfach so müde. Und traurig. Ich mag mit niemandem mehr sprechen, weil ich nicht alle mit meinen Problemchen volljammern will. Ich habe noch meine 2 Jobs, niemand in meiner Familie ist bisher an Covid erkrankt und ich kann selbst beim Lockdown nach draußen in den Garten und habe hier Platz um mich zurück zu ziehen.

Und da gibt es doch so schöne Aussichten:

Ernte aus dem eigenen Garten.
Ernte aus dem eigenen Garten.

Aber das ewige Zähne zusammenbeißen ist so anstrengend. Ich bin so müde und traurig und ungerecht und mir wird alles immer egaler. So will ich eigentlich nicht sein.

Also Pläne für die nächste Woche:

Pullunder.
Pullunder. Das uncoolste was es gibt in Knallgelb. Mit Blau.
Wolle für das Suffragettentuch.
Wolle für das Suffragettentuch.

Mal sehen. Stricken geht auch mit zusammengebissenen Zähnen.