Bücher in Ruhe
Das ist nur die letzte Auswahl der Bücher, die ich gelesen habe. Es ist schön wieder dazu zu kommen. Auch wenn es hier zuhause nicht schön aussieht: seit gut einem Jahr die Fenster nicht mehr geputzt. Über die Böden rede ich nicht. Prioritäten mussten gestzt werden.
Aber jetzt zu den Büchern. Die waren nähmlich ALLE gut.
Der Report der Magd von Margaret Atwood wollte ich schon länger lesen. Ich habe mich nicht richtig rangetraut, weil ich befürchtet habe, dass es mich zu sehr mitnimmt. Nach einer Doku über Margaret Atwood auf arte war ich dann aber endlich soweit. Ich habe mir das Buch kurz vor der Quarantäne für die Kur gekauft. Die Kur wurde abgesagt, aber ich habe es dann doch gelesen. Wie schnelle es ging sieht man daran, wie neue das Buch noch aussieht: Bücher, bei denen ich zum Lesen länger brauche, sind vom ewigen durch die Gegend schleppen meistens deutlich ramponierter. Das Buch hat mich mitgenommen. Wie befürchtet. Ich musste ein paar Pausen machen, als es zu nah an mich heran kam. Die Sprache und der Aufbau der Erzählung sind so unglaublich präzise und elegant. Erschreckend natürlich, aber auch extrem beeindruckend, wie sie diese Welten der verschiedenen Frauen schafft. Mich hat es sehr wach und wütend zurück gelassen. Ich will auch noch die Fortsetzung lesen: Die Zeuginnen. Aber nicht sofort.
Die Sprache des Wassers von Sarah Crossnan habe ich in einer „zu verschenken“-Kiste hier um die Ecke gefunden. Ich erinnerte mich dunkel, dass ich irgendwann mal eine gute Kritik dazu gelesen habe. Ein Jugendbuch, in dem es um das dazugehören, Mobbing und das Erwachsen-werden geht. Die Frage wie eine Mädchen sein soll oder eine Frau. Ich habe es für meine Tochter mitgenommen, aber sie liest eigentlich nicht gerne. Das macht mich traurig, aber jede*r ist eben anders. Da habe ich das Buch eben selber gelesen und das war ein Gewinn. Die Sprache ist ganz zurück genommen, fast nur Skizzen. Aber die Bilder daraus sind Panoramen. Ich habe viele Pausen beim Lesen gemacht, weil ich nicht wollte, dass es zu schnell vorbei geht. Eine Empfehlung für alle Jugendlichen und die, die sich noch darn erinnern können, wie es war. Und nicht nur in der Form von „those where the days…“
Und dann auch noch Aufruhr in mittleren Jahren von Nina Lykke. Dieses mal sprachen mich das Cover und der Titel im Mitnehmregal in der Neustadt an. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass mich das Buch so packt. Das ist eher nix für Jugendliche, aber für welche über 50 so wie mich. Ich habe mich teilweise erschreckend wiedererkannt. Es ist schonungslos, was die ganzen Notlügen und Selbstbetrügereien angeht, in denen man/frau sich mit der Zeit so einrichtet. Ich fand es aber eigentlich nicht gemein, sondern nur sehr gut beobachtet. ich bin sehr froh, dass ich es gerade jetzt gefunden habe. Es hat mir gut gefallen. Und lässt mich analytischer auf meinen Alltag und meine Umgebung blicken. Zu empfehlen.
Das wilde Määäh von Vanessa Walder ist wieder ein Buch, dass ich meiner Tochter geschenkt habe. Aber sie wollte es nicht lesen. Also habe ich es gelesen, nachdem es über ein Jahr hier rum lag. Ein schwarzes Schaf, das bei Wölfen aufwächst und nicht weiß, dass es ein Schaf ist. Wie es seine biologische Mutter sucht und auf dem Weg dahin Freunde und zu sich selbst findet ist schön geschrieben finde ich. Die Geschichte ist für eine über 50 Jährige jetzt nicht sooo überraschend, aber die Charaktere der verschiedenen Tiere haben mir wirklich gefallen. Sehr amüsant. Ich stehe vermutlich auf Parabeln. Es gibt wohl auch noch weitere Bände. Wenn ich mal was Nettes brauche, bin ich nicht abgeneigt. Schöne Zeichnungen.
Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden von Lori Gottlieb. Ich war in dem Buchladen um das neue Buch von Mohammed Hanif abzuholen (kommt demnächst dran mit Lesen) und dann hat mich das Cover angezogen. Und dann der Klappentext. Und da ich mich zur Zeit gedanklich wieder mehr mit meiner eigenen Therapie von vor einigen Jahren beschäftige, habe ich den Klappentext gelesen. Und dann habe ich es einfach spontan gekauft und innerhalb von nicht mal einer Woche gelesen. Ich finde es schwer einzuordnen: es ist ein Mittelding: Erklärung zu verschiedenen Therpieansätzen und Beispielen und sehr persöhnlichen Beschreibungen von Problemen einer Psychologin. Weder Sachbuch, noch Erfahrungsbericht, noch „Geschichten aus dem waren Leben“ aber doch von allem ein bisschen. Mit hat es gefallen, mich noch mal zum Nachdenken und Reflektieren gebracht. Teilweise fand ich es schon sehr amerikanisch: LA, Hollywood, 1st World Problems. Aber das war nicht das entscheidende. Und was habe ich wieder gelernt: Probleme nicht werten. Mir hat es gut getan. Und das ist ja schon mal was. Es soll auch verfilmt werden. Kann ich mir durchaus vorstellen, weiß ich aber nicht, ob ich das sehen möchte. Da taucht dann vermutlich nur noch der Hollywood-Kompatible Teil auf.
Erst jetzt fällt mir auf, dass es alles Bücher von Frauen waren. War keine bewusste Entscheidung, aber vielleicht eine unbewusste. Es liegen ja noch ca. 60 Bücher direkt neben meinem Bett bereit zum lesen. Diese Mal sind es diese geworden. Der nächste Stapel kommt bald.