Januar 20, 2016

Old things

Von katrin101

Das erste Foto des Jahres, beim Neujahrsspaziergang an der Weser gemacht. Mit meiner neuen Kamera. Ich übe noch ein bischen.

Neujahr 2016.

Neujahr 2016.

Keine Vorsätze. Keine Rückblicke. Das hatte ich mir vorgenommen. Und im Großen und Ganzen will ich mich auch dran halten. Trotzdem ist es sehr schwer, nicht zu überlegen wie das letzte Jahr war (gut, anstrengend, mit vielem Neuen und mit mehr Selbstvertrauen) und wie ich mir das nächste Jahr wünsche (Arbeit an der Verbesserung meiner sozialen Fähigkeiten und noch ganz viel beim Kleidung-nähen dazulernen). So schwammige Ideen sind ok, aber ich will keine Liste und keinen festen Plan.

Ich habe aber tatsächlich zum Jahresende so einen Drang bekommen Projekte noch abzuschließen. Also sind meine ersten selbst gestrickten Handschuhe fertig. Ich habe mich nur so halb an die Anleitung gehalten und so sind sie etwas groß mit Riesendaumen geworden. Aber besser zu groß als zu klein. Sie sehen echt selbstgemacht aus, aber ich bin doch irgendwie stolz. Es sind zwei! Bei meinem ersten Paar Socken bin ich immer noch bei 1 und einhalb. Und auch wenn die Wolle nicht so super warm ist und wahrscheinlich nicht robust genug für Handschuhe, ziehe ich sie an. Heir liegen sie auf den Stoffen für meine nächsten Projekte: ein Sommerkleid links und ein weites Jersey-Oberteil rechts.

Handschuhe und Sommerstoffe.

Handschuhe und Sommerstoffe.

Ausserdem ist mein Mantel fertig:

Mantel das erste mal in freier Wildbahn.

Mantel das erste mal in freier Wildbahn.

Ich bin ganz zufrieden, obwohl man das etwas kurze Futter (Falten rechts unten über dem Saum) immer noch sieht. Ich habe die Stelle bestimmt 3 mal aufgemacht und alles 4 mal neu mit der Hand genäht. Dann hatte ich keine Lust mehr. Das bleibt jetzt so. Hier noch ein paar Details zum Kragen mit zwischengefasster Webkante und aufgesetzten Fake-Taschen bzw. Taschenklappen. Im Futter ist auch eine Tasche, die reicht gut für die Schlüssel. Ohne den Wochenendnähkurs hätte ich das Teil so nicht hinbekommen. Ich bin alleine viel zu zögerlich beim Anpassen von Schnitten. Ich will bei meinem nächsten Projekt auf jeden Fall wieder darauf achten, den Schnitt vorher und während der Arbeit für mich anzupassen.

Kragendetail.

Kragendetail.

Frontansicht.

Frontansicht.

Nach diesem Post habe ich viel darüber nachgedacht, warum ich angefangen habe Sachen für mich selbst zu nähen. Und dann warum ich sie heute noch/wieder für mich selbst nähe. Angefangen habe ich, weil ich mir bestimmte Sachen nicht leisten konnte. Selbstgenäht ging es dann. Zum Teil auch der Wunsch nach Kleidung, die mir mehr entsprach als die zu kaufenden gerade modernen Teile. Ich habe früher Knöpfe regelrecht gehaßt und wollte Jacken und Kleider und Blusen mit Reißverschlüssen. Ausserdem schlichter, ohne Gedöns und Schleifchen und aus ungewöhnlichen Stoffen. Dass eine geküpfter Kissenbezug für einen Sweatshirt-Schnitt zwar innovativ aber nicht praktisch ist, habe ich dabei unter anderm gelernt.

Mittlerweile merke ich, dass ich mit einigen von mir genähten Teilen unzufriednen bin und bei anderen gleich ein genau-richtig-Gefühl habe und sie viel trage. Das hängt nicht mit der Qualität der Arbeit zusammen sondern eher mit dem Eindruck ob mir etwas steht oder nicht. Oder eben auch gut passt. Oft nähe ich wirklich nach den Schnitten aus den Heften mit dem Ziel: das Foto finde ich schön, so würde ich auch gerne aussehen. Das klappt nicht immer bzw. eher selten. Weil ich wie ich aussehe und nicht wie ein geshopptes Bild in einer Zeitschrift. Manchmal habe ich auch einen Stoff und will daraus ein bestimmtes Kleidungsstück für mich machen und suche dann einen passenden Schnitt dafür. Das klappt häufiger, aber auch nicht 100%ig.

Ich will es jetzt mal vermehrt mit dem Konzept versuchen: Was steht mir gut, worin fühle ich mich wohl und wie muß ich den Schnitt auswählen bzw. verändern, damit ich genau diese Idee von einem Kleidungsstück hinbekomme. Das wird garantiert aufwendiger, aber vermutlich ist die Ausbeute an gelungenen Lieblingsstücken größer.

Schon fast ein Vorsatz, aber vielleicht auch eher eine Veränderung der Perspektive auf das Nähen.

Eine Veränderung der Perspektive war auch David Bowie für mich. Längst bin ich nicht mehr so ein Fan wie in meinen letzten Schuljahren. Ich habe in den letzten Jahren nicht mehr alle Platten gekauft und die, die ich habe nicht mehr jeden Tage gehört, nicht mal mehr jede Woche. Und so hat es mich überrascht, wie mich die Nachricht von seinem Tod berührt hat. Weil die Musik so unentwirrbar mit meiner Jugend zusammenhängt. Und damit kamen dann doch viele private Rückblicke. Viele Zeilen sind mir wieder eingefallen, besonder präsent sind diese:

All the somebody people. I never thought I would need so many people.

Zum Abschluß also wirklich alte Dinge: mein letzter Schultag. Übrigens mit einem selbst zusammengekotetem Tuch und einer selbstgenähten Hose meiner Mutter. Das Bowie-Overall nach seinem Outfit aus dem Ziggy Stardust Film war das erste Kleidungsstück, das ich selbst genäht habe. Davon gibt es glücklicherweise keine Fotos…

1987

1987