Letzter Lesestoff
Ich habe festgestellt, das mein Staple von gelesenen, eber noch nicht kommentierten Büchern schon wieder so hoch geworden ist, dass meine darauf abgestellt Tasse leicht gefärdet ist. Daher hier die Gesamtansicht:

Es waren diese mal relativ viele Graphic Novels dabei. Als erstes die Bände 2 und 3 von Der Mann meines Bruders von Gengoroh Tagame.

Die haben mir sehr gefallen. Nur auf den ersten Blick eine ganz einfache Geschichte. Jede Person hat deutlich mehr Fassetten als man am Anfang meint. Ich mag die Zeichnungen. Sie sind irgenwie leicht. Leider fehlt noch der 4. Band. Der ist aber schon bestellt und kommt hoffentlich in den nächsten 2 Wochen wenn er erscheint. Ich möchte wissen, wie es mit Mike, Kana und Yaichi weitergeht.

Die anderen Graphic Novels sind die Hilda Comics von Luke Pearson. Sie haben in der Stadtbibliothek ziemlich viele Comics und Graphic Novels auf den Flohmarkt gestellt und da habe ich viel mitgenommen. Mein Lieblinsband ist Hilda und der Mitternachtsriese. Dann musste ich mir noch den ersten Band neu kaufen und Hilda und der Steinwald hat einen fiesen Cliffhanger. Da musst ich mir auch den darauffolgenden Band kaufen. Ich mag Hildas Mama, die in dem ganzen Abenteuern versucht eine gute Mutter zu sein. Es passieren aber zuviel verrückt Sachen (Trolle, andere Dimensionen, Misverständnisse mit der Pfadfindergruppenleitung …). Da klappt das eben manchmal nicht so gut wie gewünscht.
Sehr schöne Bilder, abgefahrene Geschichten und die Erkennnis, was alles in die Räume im Haus passt, die man meistens nicht sieht. Wie zum Beispiel oben auf dem Schrank. Da sind Hausgeister und andere Dimensionen. Ob hier bei uns zuhause nun mehr oder weniger davon zu erwarten ist als bei Hilda? Wegen dem ganzen Kram bei mir ist alles möglich. Die Erklärung findet sich vermutlich in dem letzten Hilda-Comic, der mir nun noch fehlt.
Hier zwei Bücher, die vermutlich im Buchladen in der Ecke mit Büchern für Frauen zu finden sind. Einfach weil die meisten Männer mit weiblichen Hauptfiguren oder Erzählerinnen (in den Büchern) nichts anfangen können. Ich würde mir wünschen das wäre kein Klischee…
Die Bücherjägerin liest sich so weg und behauptet mehr Diversität, Spannung und Coming of Age, als wirklich darin zu finden ist. Es sind ein paar schöne Szenen drin, aber es kommt mir ein bisschen so vor, als möge die Autorin ihre Charaktere und möchte mit ihnen Zeit verbringen. Nur eine Geschichte mit Spannungsbogen ist nicht so richtig zu finden. Wahrscheinlich wie im wahren Leben, da verbringt frau ja auch Zeit, ohne das es einen offensichtlichen Spannungsbogen gibt oder es mit Sicherheit zu zu einem kumulativen Ende hinführt. Is ja ok, aber hier etwas langatmig und ohne große Aha-Momente. Ich fand es zu platt. Das Buch wird demnächst auf einem Buchtausch frei gelassen.
Eva Lohman Das leise Platzen unserer Träume ist erstaunlicherweise auch ganz ähnlich: Charaktere, die so vor sich hin machen, es passiert was oder nicht. Aber hier hat es eine Spannung, die ich im anderen Buch vermisst habe. Es passiert weniger, aber die beiden Frauen entwickeln sich, sehen sich selber immer wieder in anderem Licht. Es hat mir gut gefallen. Nicht ohne Klischees: eine Hausfrau/Köchin auf dem Land und eine Influencerin mit Kindern in der Stadt stellen fest, dass sie beide was mit dem selben Mann haben, die eine ist die Ehefrau, die andere die Affäre. Sehr vorhersehbar. Aber die Charaktere sind subtiler und bleiben damit länger hängen. Das nächste Buch der Autorin würde mich interessieren. Ich hatte das Gefühl, sie übt hier noch ein bisschen.

Hier habe ich noch zwei Bücher, die nicht so viel miteinander zu tun haben. Da finde ich keinen offensichtlichen Bogen.
Das verborgene Leben der Farben, in dem es um Mio, die in einem Atelier für Hochzeitskimonos groß wird und einem großen Gespühr für alle Nuancen von Farben ausgestattet ist. In der Inhaltsangebe steht etwas von einem modernen Märchen und ein bischen so liest es sich auch so. Ich hatte mir als Fabric-Lover mehr über Kimonos und japanische Stoffe gewünscht. Ein nettes Buch, aber es ist nicht so viel geblieben. Nur die Erkenntnis: sei Aufmerksam den Dingen gegenüber, die dich umgeben, den Menschen gegenüber, die an deiner Seite sind. Sie machen das Leben aus und sieh es als Geschenk, das sie da sind. Keine schlechte Erkenntnis. Ich verschenke es aber wahrscheinlich weiter.
Das Buch über die weibliche Scham Sorry, not Sorry hat mich gleich angesprochen. Den schämen tue ich mich für viel: nicht gut genug zu sein, nicht freundlich genug zu sein, nicht sportlich, fit, belesen, engagiert und und und … zu sein. Nicht genug. Ich habe mich in vielem wieder gefunden. Mein dauerndes entschuldigen für alles. Es lohnt sich das Buch zu lesen! Es bleibt auf jeden Fall bei mir. Vor allem die Beschreibungen, wie sexualisierte Gewalt an Frauen auch noch etwas ist, für das sie sich schämen sollen… Ruhig sein, die Klappe halten, das fällt nur auf dich zurück, also schäm dich Frau. Dann bleibt alles beim Alten und die schuldigen Männer werden zum Supreme Court zugelassen oder Präsidenten, weil sie sich ja nicht schämen müssen, sondern die Frauen.
Die Scham muss die Seite wechseln hat Giselle Pelicot gesagt. Ja, muss sie.
Ich versuche immer mehr in mich herein zu horchen, wenn ein Reflex-haftes SORRY aus mir herausbricht. Sehr, sehr lesenswert.
Ach übrigens: alles selbst gekauft oder selbst gefunden. Nicht gekauft wie die die blauen vom reichsten Mann der Welt…